Biby in Paris oder ein junges Ding geht in die Welt

Eifelturm

Beginnen möchte ich meine Geschichte, mit dem "Warum" ...
Anno 2003 begann ich das MMORPG "Dark Age of Camelot" zu spielen und lernte dort viele nette und liebenswerte Menschen kennen. An dieser Stelle, möchte ich 2 ganz besonders hervorheben und auf diesem Wege "grüßen". Toni und Klaus - euch vermisse ich aus der Zeit am meisten.

Im Spiel fand ich schnell einen direkten Draht zu den Volunteers und wurde in deren Kreis integriert. Somit stand ich, von da an, den Spielern mit Rat und Tat zur Seite und half den GMs bei kleineren Events.
Ich möchte mich noch bei einer Person bedanken, meinem Freund und "Mentor" Siegfried. Vielen Dank für alles was du mir beigebracht und aus mir in der Zeit gemacht hast. Denn er war derjenige, der an mich glaubte und mir den Weg nach Paris erst ermöglicht hat.

Nach einiger Zeit wurden Stellen in Paris als Gamemaster frei und Siegfried ermutigte mich, mich zu bewerben. Was ich dann natürlich auch tat.

Nach einigen Gesprächen und einer gefühlten endlos langen Wartezeit (Pariser Mühlen arbeiten etwas langsamer als unsere oder es kam mir nur so vor, da ich ungeduldig war), erhielt ich endlich die Langersehnte Mail.
Am 12.10.2006 war es endlich soweit und ich wurde um 11 Uhr zum Vorstellungsgespräch in die Stadt der Liebe erwartet. Es gab noch einen weiteren Mitbewerber und wir erlebten mit den damaligen GM's einen schönen Tag in Paris. Eigentlich hatte man gar nicht den Eindruck, dass es ein Vorstellungsgespräch war, denn abgesehen von 2 Pflichtgesprächen hatten wir eine Menge Spaß.

Nun, leider hat mein Englisch nicht ausgereicht, so dass mein Mitbewerber die ausgeschrieben Stelle erhielt. Ich war enttäuscht, das war klar, aber die Entscheidung war nur fair! Und wie sich hinterher herausstellte, dass beste was mir passieren konnte...

Pariser Recht besagt, dass man nach 18 Monaten Zeitvertrag entweder eine Festanstellung bekommen oder die Firma verlassen muss, was in unserem Fall hieß, nach Hause fahren . Dies war leider der Grund, warum Siegfried nicht anwesend war, als ich beim Gespräch in Paris war. Wir waren beide sehr enttäuscht, denn wir wollten uns ja eigentlich dort kennen lernen.
Nach einem halben Jahr "Pause", durfte er für weitere 18 Monate nach Paris und wieder als GM arbeiten. Nach 3 Monaten wurde noch eine weitere Stelle frei, und so holte er mich ins Team.
Von da an ging eigentlich alles sehr schnell. Am 15.06.2007 bekam ich die erste Mail mit den Rahmenbedingungen und sonstigen Instruktionen, und schon am Samstag den 30.06. 2007 saß ich im Zug nach Paris.
Jetzt, wenn ich das alles noch mal erzähle, fühlt es sich an, als wäre es gestern gewesen....
Am 02.07.2007 war dann mein erster Arbeitstag und die Jungs haben es mir nicht leicht gemacht. Jedoch kann ich sagen, dass nach Anfänglichen Schwierigkeiten und der Hilfe von Siegfried, die beste Zeit meines Lebens begonnen hatte.

Paris war Spaß und Erfahrung pur.

Aber genug vom stupidem Text, ich habe selbstverständlich auch einige Bilder mitgebracht, denn bebildert kann man sich alles gleich viel besser vor stellen.

Die Unterkunft

Als Angestellter bei GOA haben wir ein Hotelzimmer für die Zeit zur Verfügung gestellt bekommen. Das Hotel " Hôtel Résidence Montrouge " liegt im Stadtteil Montrouge. Es ist sehr ruhig gelegen, trotzdem war hin und wieder Action *lach* Positiv als auch negativ

Das Hotel lag an der Ecke zwischen 2 Straßen, die zu einem recht schönen Platz führten. Ich hatte direkten Blick auf die Brasserie (leider nicht auf den Springbrunnen, der das Herzstück des Platzes war.)
Der Platz ließ eigentlich keine Wünsche offen, denn von einem Einkaufsladen (und einem zweiten die Straße etwas weiter hoch, ca. 10 Minuten entfernt), einem Blumenladen, der Bäckerei, einer Bank, einem Tiefkühlladen etwa wie unseren Eismann, Tabak und Lottostelle, der Brasserie und sogar einer Videothek war alles vertreten. Lage des Hotels Ein Waschsalon und ein Händler mit frischem Obst waren auch nur nach wenigen Gehminuten zu erreichen. Ebenso hatten wir sehr gute Bus und Metro Anbindungen.
Unser Lieblings Italiener "Magdalena" war immer sehr erfreut, wenn wir samstags abends zum Dinner einmarschiert sind. Hier konnte man in gemütlicher Atmosphäre den Abend wunderbar ausklingen lassen...

Standartbestellung:

Pizza Magaritha
Escalope Milanaise avec Pâtes Chef
deux coke

Mein Zimmer

Das Hotelzimmer war nicht sehr groß und auch nicht unbedingt komfortabel, aber es ließ sich darin leben und es war super schnell aufgeräumt, geputzt hat die Putzfrau... nettes Ding diese Person! Ich hoffe, meine Kette gefällt dir noch du dummes Dreckstück... (Entschuldigung, es kam gerade über mich, aber man sollte halt keinem trauen... ).

Das Zimmer war grad mal 12 qm groß... klein ... *schmunzel*
Es verfügte über Bad (ich frage mich wirklich immer noch, wie man einen begehbaren Schrank Bad nennen kann. Darin war ein Waschbeckchen, eine Dusche und das WC - wenn man auf diesem saß, konnte man sich die Zähne putzen und gleichzeitig Duschen... Man durfte nur nicht vergessen die Schranktür zu schließen, sonst hatte man ein Schwimmbad - das hatte man aber so oder so, denn das Wasser in Paris ist sehr mit Chlor versetzt...), Küche.... (Spüle, Kühlschrank und Mikrowelle... ah und nen Wasserkocher!!), n Schrank und Regal und das beste - das Bett. Klapptisch und Klappstuhl möchte ich nicht erwähnen...

Mein Zimmer

Alles in allem war die Location und Unterbringung echt in Ordnung. Man hat eh die meiste Zeit mit den Kollegen auf der Arbeit verbracht und war nur zum Duschen, vielleicht auf die schnelle etwas Essen (ja, irgendwas aus der Mikrowelle halt... Würstchengulasch mit Nudeln ... wenn man zu zweit kocht, ging das wunderbar oder auch mal eine Suppe) und zum Schlafen im Hotel.

Die 1. von 3 am häufigsten gestellten Fragen

Wie hast du denn die Zeit in Paris verbracht?

Ich weiß nie so Recht was man dann von mir wissen mag, die einen wollen wissen, wie so der Tag in Paris war, andere wollen eher wissen, wie man so die Zeit verbracht hat...
Hier beide Versionen:
Ich war in einem 14 Tages Rhythmus in Paris. Montags bin ich gegen 5 Uhr Zuhause los zum Bahnhof, bin mit dem Zug (meistens TGV) nach Paris, war gegen 11 Uhr am Gare de l’Est und von dort direkt ins Büro, so dass ich zur Spätschicht angekommen bin, nach der Schicht dann ins Hotel.
Unter der Woche war es eigentlich immer gleich. 10 Uhr sind wir ins Büro einmarschiert, meistens bis 23 Uhr geblieben (manchmal auch länger). Man konnte sich dort die Zeit prima vertreiben. Internet statt W-LAN (im Hotel gab es nur W-LAN.. und das sehr schlecht)
Die Arbeitszeiten haben wir ehrlich gesagt gar nicht soo genau genommen, da von unserem deutschen Team immer einer anwesend war. Wenn dieser Hilfe gebraucht hat, waren die anderen da, egal wer auf welcher Schicht war. Auch wenn viele es als Floskeln nehmen, wir waren wirklich für die Spieler da und haben unseren Job ernst genommen.

Nach Feierabend sind wir zusammen ins Hotel (vielleicht hat man sich auch mal die ein oder andere Pizza mitgenommen), war geschwind duschen, hab noch eine Kleinigkeit gegessen und mich dann mit und bei meinem Kollegen getroffen zum abendlichen Serien schauen, dass dann so bis um 3/4 Uhr, schnell ab ins eigene Zimmer und geschlafen.
8 Uhr aufstehen, fertig machen, 10 Uhr waren wir wieder im Hotel.

Das Wochenende (in Paris) haben wir meistens dazu genutzt auszuschlafen. Samstags wurde die Zeit genutzt einzukaufen und abends waren wir zusammen essen (bei Magdalena). NEIN wir sind nicht ständig durch Paris gejuckelt... Irgendwann hat man auch mal genug von Eiffelturm, dem Louvre oder aber der Avenue des Champs-Élysée...
Das Wochenende in Deutschland verlief ähnlich, Wäsche waschen und wieder packen, bisschen einkaufen (deutschen Kram halt), schlafen und sich mit Freunden treffen.

Das alte Büro

Im Gegensatz zum meinem Hotelzimmer stand uns für ca. 3 Monate ein riiiiiiiiesiges Büro zur Verfügung. Danach sind wir (leider) in ein anderes Gebäude umgezogen.
Warum leider?
Weil, dass alte um einiges angenehmer und ruhiger war. (Leider hab ich von dort keine Bilder gemacht). Vorteil? Es war wesentlich ruhiger und "düsterer", man konnte hier wesentlich leichter abschalten... Ob ich ab und zu mal meinen Rollladen hochziehen sollte? ... Neee lassen wir das besser, da kommt zu viel Sonne und Licht rein!
Spaß bei Seite, der weitaus größere Aspekt war die Aussicht vom Dach. Denn man konnte dort hinauf und hatte Paris vor Augen. Wenn man mal eine Pause brauchte oder aber "durchatmen" musste, war hier der PERFEKTE Ort.

Aber schaut es euch selbst an!
Paris bei Nacht Traumhaft oder?

In der Nacht, in der wir dieses Photo gemacht haben, sind viele Sternschnuppen vom Himmel gefallen und hat den Moment gleich in einen ganz besonderen verwandelt. (Mein Wunsch ist übrigens in Erfüllung gegangen...) Leider war ich nur mit einem Shirt bekleidet und hab mir einen guten Schnupfen eingefangen, aber das war halb so wild.

Hier haben wir noch Bilder vom alten Bürogebäude, im beliebtesten Frühstücks-Restaurant, Class'Croute und unseres Lieblings Pasta Ladens Pasta Prima in dem man super lecker essen konnte.
Altes Büro

Das neue Gebäude

Das neue Gebäude lag "nur" ein paar Gehminuten entfernt in derselben Ecke. Wir kamen, als Tochterunternehmen der France Telecom, im France Telecom Gebäude unter und hatten dort eine ganze Etage für uns. Das Gebäude lag ca. 5 Gehminuten vom HP Gebäude entfernt, wie ihr hören könnt waren wir wahrlich in der Bonzengegend. Genauso hat man sich manchmal auch gefühlt.

Bilderklärung: Oben rechts - France Telecom Gebäude (Eingang), daneben MEIN Arbeitsplatz, unten rechts - unser Büro (deutsches Team), daneben das HP Gebäude
neues Gebäude

Nun, da ich euch erzählt habe, wie ich nach Paris kam und euch gezeigt habe, wie ich dort gelebt habe. Hab ich euch von meiner Arbeit erzählt, ein bisschen von dem was ich erlebt habe konnte ich auch berichten... dann kommen wir so langsam zum Schluss.
Denn zu guter letzt, möchte ich noch die letzten 2 Fragen aufdecken und mir selbst somit rede und antwort stehen.

Die 2. von 3 am häufigsten gestellten Fragen

Verdient man wirklich Geld damit und kann man davon leben?

JA! Man verdient Geld mit so einem Job. Ob man es nun viel oder wenig Arbeit nennen mag... Stellt es euch bitte nicht zu einfach vor, Spieler können launisch sein.
Mit dem Gehalt war ich zufrieden. Ich konnte meinen Lebensunterhalt in Paris (was wirklich nicht billig war) finanzieren, es hat für einige Extras in meinem Leben gereicht und ich konnte im Monat 2 mal der deutschen Bahn und der Sncf Geld in den Rachen werfen .

Die 3. und letzte am häufigsten gestellte Frage, und wahrscheinlich die Spannendste

Was hast du so alles als GM gemacht?

Was habe ich gemacht? Ich war unter anderem für das Ticketsystem RightNow! Zuständig, was nichts anderes bedeutete, Ticketfragen von Spieler zu beantworten, die Probleme haben oder einen Questgegenstand verloren haben.
Gelegentlich mussten sich Spieler auch einfach mal Luft machen...
Oder Bugmeldungen an uns weitergeben, welche wir dann an das zuständige Team oder aber höher weiter geleitet haben.

Täglich haben wir mehrere Stunden Serverpräsenz gezeigt, da war ich mit meinem GM-Charakter "Kriva" auf dem Server Temair anwesend und konnte so gezielt von Spielern angeschrieben und um Hilfe gebeten werden, zum Beispiel bei Problemen in Quests. Manchmal musste man aber auch einfach nur Aufpassen, dass nicht die üblichen Verdächtigen wieder Dummheiten machten.
An dieser Stelle, möchte ich (MissLaby) meine Bande aus dem Labyrinth grüßen - na macht ihr immer noch duelle?

Das Team war zuständig für die wöchentlichen Freitagsnews (wir haben durch gewechselt wer diese schrieb). Im Hintergrund mussten wir noch Administrativen Kram machen, sowie die Forenbetreuung. Vorbereitungen der Gamesconvention mussten ebenso getroffen werden usw...
Alles in allem, eine sehr abwechslungsreiche und spannende Arbeit, die nie langweilig wurde und doch so zeitraubend war, dass diese wie von alleine vorbei ging und ehe man schauen konnte, waren 18 Monate zu ende und man musste seine Koffer packen und Lebewohl sagen...

GM